Philippe Boesmans - Au Monde
Hermetisch abgeriegelt ist die Welt einer Industriellenfamilie, regiert von einem alten Patriarchen, der seinen Reichtum durch Waffengeschäfte begründet hat. Ein harter Mann, der auch brutal über seine Familie herrscht, bei voranschreitender Demenz aber an Kraft verliert. Er will nun sein Imperium an seinen zweiten Sohn übertragen, der nach langer Abwesenheit zurückerwartet wird: Ein Spaltpilz in einer ohnehin durch Missbrauch, Inzest und Mord vergifteten Familie. - Die Familie: Zwei Söhne, der erste schwach, der zweite Favorit des Vaters, aber krank. Drei Töchter, die älteste schwanger, aber von wem, die jüngste adoptiert, aber wessen Kind? Und der intrigante Mann der ältesten Tochter, der eine fremde Frau ins Haus bringt, die in unverständlicher Sprache sprechend Irritation, Herausforderung und Katalysator ist in dieser sprachlosen und verlogenen Welt. Eine Familienaufstellung der unheimlichen Art, gekleidet in eine irrisierende, abgründig schöne Musik.
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Musikalische Leitung: Justus Thorau
Inszenierung: Ewa Teilmans
Bühne: Oliver Brendel
Kostüme: Andreas Becker
Dramaturgie: Michael Schmitz-Aufterbeck/Inge Zeppenfeld
Licht: Dirk Sarach-Craig
Sounddesign: Ralf Sunderdick
Premiere: 06. Dezember 2015
Presse:
…„Im Theater Aachen hat Ewa Teilmans das 2014 in Brüssel uraufgeführte Werk nach dem gleichnamigen Theaterstück von J. Pommerat einfühlsam ausbalanciert. Im Bilderrahmen einer Bühne (Oliver Brendel), die Weite, Einsamkeit, Verlorenheit vereint, dominiert die klare Form mit gezielt eingesetzter Farbe, die Kontraste verstärkt und das Auge wie auf einem großflächigen Gemälde ruhen lässt. Die Kostüme (Andreas Becker) sind stilvoll, korrespondierende Attribute, und die musikalische Illustrierung durch das Orchester unter der Leitung von Justus Thorau vertieft Empfindungen. So wurde die Deutsche Erstaufführung im Beisein des Klangvirtuosen Boesmans zu einem mit viel Applaus bedachten Opernereignis der zeitgenössischen Moderne."
Grenzecho, 11. Dezember 2015
…„...Mutig, klar, mit Feuer:- Das Theater Aachen bleibt mit der deutschen Erstaufführung der Oper "Au Monde" von Philippe Boesmans am Puls der Zeit. (...) Jede Szene ist für sich ein Höhepunkt, die Oper ist gespickt mit Konfusem. So schleppen sich gegen Ende die Familienmitglieder wie Kriegsheimkehrer vom einen Ende der Bühne zum anderen. Der Vater führt die Todeskarawane an, besudelt wie ein Horrorclown. Er zerrt auf einem Leichentuch einen vermummten Kadaver hinter sich her, vermutlich den der geschändeten Tochter. Ihre zwei Schwestern umrahmen, halb singend, halb brabbelnd, ihren großen, in Fummel gehüllten Bruder. Die Schwangere ist nackt, ihr Babybauch ein Holzskelett, in dem ein Lämpchen glüht. Ori ist tot. Dazu krakeelt die Fremde in ihrer Phantasiesprache herum. Ein starkes Bild das der Kostümbildner Andreas Becker hier entworfen hat.(...)"
FAZ-Feuilleton, 10. Dezember 2015