Thorsten Schmid-Kapfenburg - Galen (Uraufführung)
Â
Clemens August Graf von Galen (1878-1946) ist eine singuläre Erscheinung, weil er sich als einziger katholischer Würdenträger öffentlich gegen den Nationalsozialismus stellte. Er wird darum verehrt und ist 2005 sogar seliggesprochen worden. Allerdings wurden gerade im Zusammenhang mit der Seligsprechung auch kritische Stimmen laut, die mit schweren Vorwürfen gegen Galen aufwarteten. Er sei ein Befürworter des Krieges gewesen, er habe mit nationalsozialistischen Machthabern den Hass auf den Bolschewismus geteilt, und er habe sich nicht für die verfolgten Juden eingesetzt. Der Zwiespalt zwischen Verehrung und Kritik ist im Fall Galen so groß, dass es einen neuen, aktuellen Blick auf die historische Person verdient.
Â
GALEN ist eine Oper in zwanzig Szenen für ein großes Ensemble und Chor. Sie zeigt den inneren Konflikt des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen unter dem zunehmenden Druck, dem die katholische Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus ausgesetzt war. Dieser veranlasste Galen dazu, die "Flucht in die Öffentlichkeit" zu wagen und sich in drei Epoche machenden Predigten von der Kanzel aus gegen die nationalsozialistischen Machthaber zu wenden, und zwar insbesondere anlässlich des sogenannten "Klostersturms" und der Euthanasiemaßnahmen. Die Oper belässt es nicht bei dem biografischen Abriss. Indem Galens Wirken von einer Person aus der Gegenwart beleuchtet wird, kommt unsere Sicht auf einen prominenten Protagonisten der Geschichte mit ins Bild.
Â
Â
Â
Musikalische Leitung: Golo Berg
Inszenierung: Holger Potocki
Bühne & Kostüme: Andreas Becker
Video: Sven Stratmann
Dramaturgie: Laura Herder/Ronny Scholz
Libretto: Stefan Moster
Premiere: 14. Mai 2022
Presse:
…„ Das Bühnenbild (auch Kostüme: Andreas Becker) ist erfrischend mehrdimensional. Von rechts lässt sich eine Kammer, in der sich Galen mit anderen Geistlichen berät, von links ein kleines, wunderbar beleuchtetes Kirchenschiff in den bunkerartigen, hochgoldenen Raum hereinziehen. Geht es um die feixenden und plündernden Nazis, öffnet sich oben ein weiteres Riesenfenster. Hakenkreuz-Fahnen werden heruntergelassen. Und natürlich kommt es zu einer zerstörerischen Eskalation, die sich in der Konsequenz durch ein riesiges, in der Wand prangendes Hakenkreuz zeigt, das sein steiniges "Gegenstück" auf dem Boden wiederfindet und nach dem Krieg - bebilderte Verdrängung - , mit der Deutschlandfahne überdeckt wird."
Opernwelt, Mai 2022
..." Szenische und musikalische Realisierung wissen zu packen. Regisseur Holger Potocki kratz nicht an der Monumentalität des "Löwen von Münster", aber zweigt, was für einen langen schwarzen Schatten der Kardinal wirft. Andreas Becker verantwortet Bühne und Kostüm. Sein faszinierender Raum strahlt eine allgemein gehaltene Aura von Sakralität aus, in die sich konkrete Spielorte wie eine Kapelle und ein Privatzimmer in Galens Bischofshaus hineinschieben. Die Kostüme verdanken sich historischer Detailrecherche".
Orpheus.Magazin, Mai 2022
Â