Giacomo Puccini - La Bohème
Â
Sie ist Puccinis beliebteste Oper und sein blühendstes musiktheatralisches Exemplar: La Bohème. Auf Henri Murgers Roman Scènes de la vie de bohème basierend, führt die Oper direkt hinein in die lebensfrohe und bunte Pariser Künstlerwelt. Der Dichter (Theaterautor) Rodolfo, der Maler (Bühnenbildner) Marcello, der Musiker Schaunard und der Philosoph (Dramaturg) Colline führen in dieser Inszenierung im Obergeschoß eines alten, verfallenen Pariser Theaters ein zwar bescheidenes, aber ziemlich ungebundenes und glückliches Künstlerdasein. Als an einem eisigen Weihnachtsabend die Zimmernachbarin Mimì anklopft und Rodolfo um ein Feuer für ihre erloschene Kerze bittet, steht eine leidenschaftliche Liebeserklärung am Ende der Begegnung. Eine kurze vergnügte Zeit schließt sich an. Doch so schnell die Gefühle hochschlagen, verschwinden sie auch wieder, und Rodolfo trennt sich von Mimì. Als er von einer schweren Krankheit Mimìs erfährt und sich ihre Gesundheit immer weiter verschlechtert, schwören sich beide erneut ihre Liebe. Doch Mimìs Tod bricht mit Gewalt in die heitere Welt der Bohemiens ein und führt ihnen die Sorglosigkeit und Unverbindlichkeit ihres Daseins vor Augen.
Â
Â
Musikalische Leitung: Georg Fritzsch
Inszenierung:Â Ulrich Peters
Bühne & Kostüme: Andreas Becker
Licht: Stefan Woinke
Dramaturgie: Dr. Matthias Heilmann
Premiere: 24. Juni 2023
Presse:
…„ Verwinkelte Gassen, Straßenlaternen, Vollmond und Eiffelturm. Ulrich Peters nimmt „La Bohème“ beim Wort und lässt seiner Liebe zum Regie-Handwerk freien Lauf. Das opulente Bühnenbild von Andreas Becker mit bezaubernden Kostümen entführt die Zuschauer in eine Welt voller Magie. (...) Als Christbaumkugeln huschen Statistinnen durch das bunte Treiben auf dem Platz vor dem Café Momus, während die Cancan-Tänzerinnen ihre Beine elegant in die Höhe werfen. Zwischen dem am Weihnachtsabend stark besuchten Café und den verwinkelten Gassen eröffnen sich liebevoll gestaltete Bereiche, die bis ins kleinste Detail verzaubern. (...) Regisseur Peters verlegt die im Pariser Künstlermilieu handelnde Geschichte in die Zeit zwischen den Weltkriegen und lässt sie in einem vom Krieg beschädigten und nun geschlossenen Theater spielen. Alle Szenen umweht ein verwitterter Zauber. Peters verbindet den Charme des Verfallenen mit dem typischen Flair von Paris. Leichte Melancholie und nostalgische Stimmung lassen das Publikum in eine vergangene Ära der Stadt eintauchen. - Es beginnt im ehemaligen Probenraum, dessen linke Hälfte vom Bombeneinschlag in Schutt und Asche liegt. Dort, wo es der Boden erlaubt, hausen der Dichter Rodolfo und der Maler Marcello mit herrlichem Blick über Paris und den Eiffelturm. Ein Werbeplakat für Parfum hängt an der brüchigen Wand. Es trägt die Worte „L’Amour n’est pas une Illusion“. Zum Ende des Stücks wird der übermalte Schriftzug das Gegenteil behaupten. Denn es geht nicht allein um das Leben im Pariser Künstlermilieu. Es geht um gebrochene Herzen. (...) Im zweiten Bild der Oper erreicht der Märchen-Faktor mit der Figur des Spielzeughändlers Parpignol seinen Höhepunkt. Sie stammt aus dem Roman „Scènes de la vie de bohème“ von Henri Murger, auf dem das Libretto basiert. Um Parpignol entstehen lebendige und farbenfrohe Szenen mit Stelzenläufern und viel Zucker für Augen und Ohren. (...) Georg Fritzsch trägt am Pult der wundervoll aufspielenden Badischen Staatskapelle keinesfalls zu dick auf. Der ohnehin süffigen und leidenschaftlichen Partitur verleiht er geradezu dezente Eleganz. Nicht zuletzt der Moment, als Rodolfo Mimìs Tod bemerkt, ist mit den schmerzvollen Melodien der Streicher und der Melancholie in den Bläsern von tiefer Verzweiflung geprägt. Berührend und intensiv. Nur Weihnachten ist noch schöner."
Badische Neueste Nachrichten, 26. Juni 2023
..."OPULENTE BILDER - Giacomo Puccinis "La Boheme" im Badischen Staatstheater KARLSRUHE -Die Inszenierung von Ulrich Peters (Bühne und Kostüme: Andreas Becker) ist sehr opulent und ausgesprochen stimmungsvoll. Sie lässt diese Oper in der Zeit zwischen den Weltkriegen spielen. Alle hoffen auf bessere Zeiten. Und es ist auch die Welt, die Puccini während seines Studiums in Mailand kennenlernte. Das romantische Lebensgefühl dominiert sehr deutlich, man sieht im Hintergrund das Bild von Paris mit dem Eiffelturm. (...) Die Zeitlosigkeit der Handlung fällt in dieser gelungenen Inszenierung immer wieder auf. Die Figuren sind von großer Aktualität, nicht nur wegen ihrer Nähe zu manieristischen Epochen. Sie fürchten sich vor der Realität und akzeptieren die Herausforderungen des Erwachsenwerdens nicht. Das Drama der sozialen Außenseiter wird dabei aber nicht überzeichnet, sondern eher dezent angedeutet. Am Schluss einhelliger Jubel.".
Oper international, Alexander Walther, 24. Juni 2023
..." Die letzte Opernpremiere der Saison am Badischen Staatstheater Karlsruhe war ein großer Publikumserfolg. Begeisternden Beifall für alle gab es für die neue Produktion von Giacomo Puccinis Oper „La Bohème“ in der Regie von Intendant Ulrich Peters und unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Georg Fritzsch. - Der noch bis 2024 tätige Intendant lieferte eine überlegte und starke eigene Einstudierung, die freilich ebenfalls ganz bei der Geschichte bleibt. Dafür findet Peters im Grunde naheliegende, aber doch auch sehr starke Bilder. Akzente setzt die Regie in der sehr ansprechenden Ausstattung von Andreas Becker durch Details am Rande. In seiner Version spielt das Stück vor etwa 100 Jahren zwischen den Weltkriegen in einem kaputten Theater. Durch das große Fenster ist die Kulisse von Paris mit Eiffelturm zu sehen, nicht außergewöhnlich, aber optisch wirkungsvoll. Sinnfällige Theaterplakate sind in allen Bildern zu sehen. Am stärksten wirkt Ulrich Peters Regie in der Schlussszene. Mimì liegt tot auf ihrem Lager – und alle verlassen nach und nach die Szene. Das hat viele Effekte: die Freunde wissen nicht mit dem Sterben der jungen Frau umzugehen, wäre eine Deutung. Die tote Mimì umgibt eine fast sakrale Aura, eine andere. Es gibt so vor allem keine theatralische Betroffenheit, kein Bühnenpathos welcher Art auch immer."
Die Rheinpfalz, 27. Juni 2023
Â